Samstag, 27. Oktober 2007

Ribadiso-Santiago


21. Oktober 2007. Noch einmal mit Mütze und Handschuhe bewaffnet machte ich mich auf nach Santiago..und es lagen noch immer über 40km vor mir...mein Rucksack fühlte sich heute erstaunlicherweise überaus schwer an und die Füsse wollten auch nicht wie sonst...dennoch schleppte ich mich gut voran und bereits um 16.30h blickte ich vom Monte Gozo auf die Stadt...Doch wo war die Kathedrale? Ich konnte sie einfach nicht sehen...vor mir verdeckte eine Baumgruppe und ein Sendemast die Sicht...Wo doch der Berg als Ort der Freude bezeichnet wird...Freude über den Anblick der Kathedrale!!! Aber bei mir stellte sich überhaupt keine Freude ein...Wieso das denn? Ich verstand mich nicht mehr!!! Vielleicht brauchte ich einfach etwas mehr Zeit...Nach einer kurzen Pause am Fusse des Denkmals zu Ehren des Papstbesuches, setzte ich den Weg fort...vielleicht sollte ich nun einfach zur Kathedrale... Auf den letzten Kilometern schossen mir in unzähligen Gedanken die letzten Wochen und Monate im Schnelldurchlauf durch den Kopf...aber noch immer konnte ich mich nicht freuen...und dann vor der Kathedrale... Touristengruppen, Pilger, Einheimische, Strassenverkäufer...sogar ein Strassenmusiker lärmte auf seiner E-Gitarre...und das direkt vor dem Eingang zur Kathedrale...ohhhhhh Graus....Es war einfach schräg und bizarr! Das i-Tüpfchen zu meinen Gefühlen...Hilfe!...Ich hatte mir das sooooo anders vorgestellt....Als ich dann noch bei den Franziskanern vor verschlossenen Türen stand (Herberge besteht nicht mehr!), beim Priesterseminar ebenfalls (schloss die Herberge am 1. Oktober)...war meine Stimmung erst recht am Boden! Die einzige Herberge, wo ich jetzt noch ein Bett finden würde lag 4km vor den Toren Santiagos, auf dem Monte Gozo! (wo ich eigentlich nicht hin wollte!!!)...Herberge mit 700 Betten!!!! Das hiess nun...entweder steige ich in den Autobus oder ich gehe zu Fuss...und da ich ja bereits zu Fuss in der Stadt eingetroffen war...entschied ich mich für den Bus....um 21h betrat ich die riesiege Anlage am Monte Gozo und....und bekam ein "Einzelzimmer"....Mit grosser Freude nahm ich dies an und jetzt hellte sich meine Stimmung auch etwas auf!!!! Vielleicht sieht die Welt in Santiago morgen ja etwas besser aus?!! ...oder ich bin empfänglicher dafür....

Portomarin-Ribadiso

20. Oktober 2007. Pünktlich um 6.45h ging heute morgen das Licht an...Automatisch!!! Nach meinem einfachen Frühstück brach ich kurz vor 8h auf, mit dem Ziel 53km später in Ribadiso einzutreffen. Der Nebel und die tiefen Temperaturen zwangen mich wieder einmal Mütze und Handschuhe anzuziehen. Doch bereits nach einer 1h löste sich der Nebel auf und die Sonnenstrahlen wärmten mich langsam wieder auf. Auf Palas de Rei, Casanova und Melide folgten viele kleine Dörfer bis ich dann kurz vor 20h in der ursprünglichen Pilgerherberge am kleinen Fluss eintraf. In der Schenke gleich neben der Unterkunft genoss ich nach einer warmen Dusche...(paktisch unter freiem Himmel..brrrrrrr) ein gemütliches Pilger-Nachtessen...Linsensuppe, Lamm mit Pomm-frites (die gängige Beilage in Spanien....grrrrrrr) und ein Stück leckeren Jakobskuchen....mmhhhhmmm...Um 22h beendete ich dann den langen Pilgertag und schlüpfte mit Vergnügen in meinen kuscheligen Schlafsack!!!

Samos-Portomarin

19. Oktober 2007. Samos-Portomarin...über 43km...Da ich am Sonntag in Santiago eintreffen wollte, musste ich die letzten Etappen etwas vergrössert planen...So entschied ich mich, heute eine etwas grössere Strecke zu gehen. Bei Nebel und sehr kühlen Temperaturen führte mich der Weg nach Sarria. Bis nach Portomarin waren es danach aber noch über 26 km. Doch es war überaus angenehm wenn in regelmässigen Abständen von 500m ein Kilometerstein am Wegrand auftauchte...und ich so in langsamen Schritten die Kilometer nach Santiago schwinden sah. Bei den Kilometersteinen 100 und 99 hielt ich einen kurzen Moment inne und erfreute mich am Anblick der niedrigen Zahl. Bis Portomarin schwand die Kilometerzahl noch etwas weiter und ich war froh mit jedem Schritt Santiago näher zu kommen. In der gutbesetzten Gemeindeherberge von Portomarin fand ich ein bequemes Bett mitten unter 50 anderen Mitpilgern. Das Dorf lag an einem künstlich angelegten Stausee, der aber zuzeit sehr leer war. Durch den niedrigen Wasserstand konnte man die alte Steinbrücke und etliche Mauerreste des ursprünglichen Dorfes erkennen. Die Dorfkirche hatte man vor den Fluten Stein um Stein abgetragen und am jetzigen Standort wieder aufgebaut...Einzig das künstliche Glockengeläut befremdete schon etwas...Es tönte aus Lautsprechern vom Kirchturm....oh je!

La Faba-Samos





18. Oktober 2007. Bei wunderschönem Morgenlicht brach ich heute morgen in Richtung O Cebreiro auf. Der Anstieg auf 1300m verlief kontinuierlich und sehr gemächlich. Unterhalb von O Cebreiro passierte ich den Grenzstein zu Galizien und kurz darauf stand ich bereits mitten in einem galizischen Bergdorf...Es war als trat ich in ein anderes Zeitalter...niederige Steinhäuser mit Strohdächern, Pflasterstrassen und gackernde Hühner darauf. Hätte ich nicht die kleinen Souvenirshops bemerkt...ich hätte geglaubt gleich Asterix um die Häuser schleichen zu sehen...Die Sicht nach Galizien war hervorragend...ein riesiges Nebelmeer bedeckte die verzweigten Täler in Richtung Atlantik...und da hinunter musste ich!!! Oh je...Doch so schlimm wie ich geahnt hatte wurde es nicht. Der Nebel löste sich nach und nach auf und ich durfte im Sonnenschein über Triacastela nach Samos pilgern...Im dortigen Benediktinerkloster übernachtete ich dann in einer einfachen aber gemütlichen Unterkunft.

Villafranca del Bierzo-La Faba

17. Oktober 2007. Wiederum wurde mir heute ein sonniger und warmer Tag geschenkt. Bevor ich jedoch auf die heutige Pilgeretappe startete, besuchte ich bei den Benediktinerinnen vom Konvent "La Annunciada" die Morgenmesse. So kam ich erst gegen 9.30h auf den Camino zurück...und hier verpasste ich den Einstieg in die Bergvariante nach Trabadelo. So durfte ich einen Talweg gehen, der meist entlang einer asphaltierten Strasse führte. Es war nicht allzu schlimm, da die Strasse durch die neugebaute Autobahn entlastet wurde und somit sehr wenig Verkehr führte. Eine ältere Bäuerin, die in einem kleinen Dorf gerade ihre Kuh auf die Weide führte, erklärte mir dann etwas später, dass ich mich auf dem ursprünglichen Pilgerweg befinde. Die Wegvariante über den Berg (eine Neukreation) sei vielleicht landschaftlich schöner, aber hätte keine Pilgertradition. Somit war ich vollkommen versöhnt mit meinem morgendlichen Pilgerfehler...und in Trabadelo trafen die zwei Wege ja wieder zusammmen. Danach mussten auch die Bergvariantenpilger wieder auf den Talweg zurückkehren. Doch so unangenehm war der Asphaltweg überhaupt nicht...sehr wenig Verkehr...schöne Landschaft...kleine Dörfer...und viel unberührte Natur. Kontinuierlich stieg der Weg nun bergan über Ruitelan, Herrerias bis nach La Faba. Zeitweise hatte ich auf dieser Strecke das Gefühl alleine unterwegs zu sein...und das genoss ich sehr. Dennoch traf ich bereits um 16h im kleinen Bergdorf La Faba ein, wo ich in der deutschen Herberge "Ultreia" eine wunderschöne Unterkunft vorfand. Gleich daneben befand sich die Dorfkapelle "St. Andreas", über deren Geschichte leider nichts mehr bekannt ist. Denn zur Zeit der napoléonischen Herrschaft wurden alle Dokumente vernichtet. Doch der Ort in den Bergen unterhalb von O Cebreiro hatte seinen urtümlichen Reiz bewahrt und scheint eine kleine Oase für Pilger zu sein...

Ponferrada-Villafranca del Bierzo


16. Oktober 2007. Obwohl mein linker, oberer Rachen noch immer mit einem kleinen Gazeplätzchen "ausgestopft" war, hatte ich hervorragend geschlafen in der Herberge Niklaus von Flüh. Zu meinem grossen Erstaunen musste ich feststellen, dass ich dieses "Stopfmaterial" im Schlaf nicht heruntergeschlückt hatte!!! Da ich mich also so hervorragend und befreit fühlte startete ich meinen heutigen bereits kurz vor 8h. Aber erst einmal wollte ich in aller Gemütlichkeit ein Café aufsuchen um dort einige Postkarten zu schreiben. In der Altstadt wurde ich dann auch fündig und verbrachte bis um 10h dort die Zeit bei Kaffee, heisser Schokolade, Croissants...und eben Postkarten schreiben. Danach besuchte ich eine wunderschöne Wanderausstellung zum Camino Santiago. Kunstwerke aus der Romanik bis ins 19. Jht. waren zu sehen. Unzählige Heiligendarstellungen, Tafelbilder, Altäre, Madonnen, etc. aus verschiedenen Kirchen und Kathedralen auf dem Camino durch Spanien, wurden hier ausgestellt. Es war eine hervorragende Ausstellung mit einzigartigen Gegenständen. Bis kurz nach 12h verbrachte ich in den Ausstellungsräumen und war faszieniert von der mittelalterlichen Kunst. Doch ich hatte heute ja noch eine Wegetappe vor mir. Villafranca del Bierzo (24km) wollte ich unbedingt heute noch erreichen....Noch immer beschwerdefrei und mit "frischer Gaze im Mund" tippelte ich gegen 12.30h gemächlich los durch die Stadt. Aber mein Magen meldete sich auch schon und das zu recht! So kam nicht darum herum im nächstgelegenen Supermercado einige Kleinigkeiten einzukaufen...Da mir der Zahnarzt jedoch empfahl während den ersten Tagen beim Essen etwas Vorsicht walten zu lassen, beschränkte sich mein Einkauf "vorerst" auf vorwiegend flüssige oder weiche Nahrung...(Milchdrinks und Joghurt)...doch am leckeren Bäckereistand konnte ich nicht so ohne weiteres vorübergehen und ergatterte mir kurzerhand zwei süsse Hefegebäcke!...mein "grosses" Loch war ja ausgestopft...was soll da schon passieren, dachte ich mir!!! Wieder zurück auf der Pilgerautobahn suchte ich mir einen schönen Platz und stellte erst einmal meine knurrenden Magen ruhig. Leider war ich noch immer mitten in der Stadt und musste deshalb mit einem kleinen Par/Kinderspielplatz vorlieb nehmen...Um 13.30h ging es dann aber endgültig weiter. Die letzten Vorstadtquartiere liess ich bald hinter mir und durchquerte die ersten kleinen Dörfer am Stadtrand. Bis Cababelos war der Weg weitgehend asphaltiert und nicht besonders beeindruckend. Danach führte der Camino durch "abgeerntete" Rebberge... Leider hingernn nur noch vereinzelt Trauben an den Rebstöcken herunter...wahrscheinlich für die vorüberziehen, hungrigen Pilgermäuler!...Ich war auf jeden Fall schon mit den wenigen Beeren zufrieden! Und die schmeckten besonders süss! Die rot gefärbten Rebblätter und das schöne Herbstlicht verzauberten die Gegend in einen paradiesischen Garten...wenn nur nicht ab und zu ein Auto auf der staubigen Kiesstrasse dahergekommen wäre, das mich in eine riesige Staubwolke hüllte. Denn die Erde war sehr trocken und staubig in dieser Region..(So muss sich wohl eine Ameise fühlen, wenn sie in einen Staubsaugerbeutel gesogen wird!!!) Mit meinen wenigen Spanischkenntnissen, die ich mir in den letzten Wochen und Tagen angeeignet hatte, versuchte ich doch hin und wieder mal mit der einheimischen Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Mal ging es besser, mal etwas schlechter...aber meistens lernte ich ein kleines Stück dazu. So auch in dem kleinen Bauerndorf am Weg, wo ich mit einer älteren Frau ins Gespräch kam, die gerade Kastanien aussortierte. Bevor ich dann wieder weiterziehen wollte, füllte sie mir meine Hosentaschen mit frischen, schönen Kastanien. Sie meinte ich könne die auch roh essen, was ich bis anhin noch nie getan hatte...und wirklich, sie schmeckten auch ungeröstet hervorragend...zwar etwas knackiger aber nicht schlecht! Nochmals führte die Pilgerroute über eine Staubpiste durch zahlreiche Rebberge bis ich dann kurz vor 18.30h in Villafranca eintraf. Meine Pilgerunterkunft lag direkt am Weg, kurz nach dem Dorfeingang. Eine einfache Herberge ohne viel "Schniggschnagg"...Nach einer erholsamen Dusche, hatte ich noch genügend Zeit die zahlreichen Kirchen und Klöster im Dorf zu besichtigen...Ich war erstaunt über die Anzahl, obwohl das Dorf wahrscheinlich kaum mehr als 5000 Einwohner hatte. Eingebettet in die sanften Hügel der umliegenden Rebberge lag Villafranca in einer kleinen Mulde...wunderschön, fast schon zum Verlieben!

Montag, 15. Oktober 2007

Rabanal del Camino-Ponferrada


15. Okt. 2007. Wieder kündigte sich heute morgen ein herrlicher Tag an...Alle Pilger stürmten wieder immer bei Dunkelheit aus der Herberge...was ich noch immer nicht verstehe!!!...Man(n)/Frau sieht ja überhaupt nichts!!! Während sich so unsere Bettnachbarn ab 7h ihre "sieben Sachen" zusammensuchten...lagen Pepe und ich noch in unseren Schlafsäcken und genossen es dem Treiben aus der horizontalen Lage zuzusehen...Gegen 8h als sich das Gedränge zwischen den Betten und Gängen etwas beruhigt hatte, wälzten wir uns dann ebenfalls aus unseren warmen Schlafsäcken...Jetzt hatten wir wenigsten überall freie Fahrt...an den Lavabos, WCs und um unsere Betten herum...Im Unterschied zu den übrigen Pilgern hatten wir innerhalb weniger Minuten alles verpackt und wären startklar gewesen...Doch vorher wollten wir uns noch einen Kaffee oder eine heisse Schokolade zu Gemüte führen...Das musste einfach sein! Gegen 9h verliessen wir dann die Herberge und stapften dem Cruz de ferro entgegen. Um 11h erreichten wir diesen überaus wichtigen Ort...Hier durfte ich nun meinen kleinen Stein, den ich jetzt über 2200km mitgeschleppt hatte liegenlassen...doch ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, als ich die Tafel am grossen Steinhaufen las...je grösser der Stein umso mehr Sünden entsprechen ihm...oh je...war mein Stein doch etwas zuuuu klein? Pepes Stein war noch kleiner...Ich sagte mir einfach: "Mein Stein ist eben "hochkonzentriert"... Weiter führte uns der Weg dann über heideartiges Gelände in die Ebene von Ponferrada. In der Ferne konnte ich bereits meinen letzten Übergang vor Galizien erkennen...Bald bin ich also schon im Land von Santiago...Aber vorerst musste diese Ebene durchquert werden...und vorallem Ponferrada (die mittelgrosse Provinzhauptstadt) erreicht werden. Auf dem Abstieg hielten wir in Acedo für ein ausgezeichnetes und liebevoll gemachtes 1,50-Euro-Riesensandwich an...und somit beginnt hier die nächste Geschichte!!!
Bei herrlichem Sonnenschein genossen wir unsere frischen Sandwiches...Nach nur wenigen Bissen...hätte ich es in einen Ecken werfen können...Warum??? Irgendwie musste ich auf meinen linken Weisheitszahn gebissen haben, sodass er wieder stark schmerzte...Mir verging beinahe der Appetit! Bis nach Ponferrada hatte ich beinahe andauernde Schmerzen...Hätte Pepe keine Schmerztropfen (wegen seines kürzlich abgegangenen Nierensteins) dabeigehabt, ich wusste nicht wie ich in Ponferrada eingetroffen wäre...Die Landschaft nahm ich nur noch beiläufig wahr...Pepe schlug mir vor, in Ponferrada seinen Schulkollegen aufzusuchen...ein Zahnarzt!!! Ein kurzes Telefon... und bereits 3h später um 20.15h war ich meinen Weisheitszahn für Euro 20.-los...Nun werde ich ab morgen wohl mit etwas weniger Weisheit durch das Leben gehen und so hoffentlich ohne weitere ("Loch")-Schmerzen Santiago entgegenpilgern können...

Ospital de Orbigo-Rabanal del Camino


14. Oktober 2007. Die hervorragende Unterkunft in der Herberge des Christopherus-Jugendwerkes (Caritas) habe ich sehr genossen. Die kleinen Zimmer mit nur gerade 6 Betten waren nach den grossen Schlafsäalen gerade ein Vergnügen. So habe ich dann auch sehr gut geschlafen und mich erholen können. Pepe und ich nahmen es an diesem Morgen sehr gemütlich und hatten es nicht eilig mit dem Aufbruch...Die meisten Pilger stürmten bereits um 7-7.30h aus der Herberge in die Dunkelheit. Wir waren jedoch der Meinung lieber bei Tag aufzubrechen und genossen daher in der kleinen Herbergsküche noch gemütlich eine Tasse Tee...Kurz nach 8h war es für uns dann auch genügend hell um auf den Camino zurückzukehren. Es war eine angenehme Strecke bis nach Astorga...dem mittelgrossen Provinzstädtchen mit der verhältnismässig zu grossen Kathedrale und dem Bischofspalast von Gaudi. Kurz vor Astorga hatten wir einen grandiosen Blick von einem Hügel auf die Ebene mit dem Städtchen...Ringsherum Berge...oder hügelartige Erhebungen. Nach der relativ flachen Messeta waren diese Hügel eine wunderschöne Abwechslung. Ich genoss es sehr wieder in eine etwas grünere und tektonisch abwechslungsreichere Landschaft einzutauchen. Kurz nach 12h trafen wir in Astorga ein und beabsichtigten gleich die Mittagsmesse zu besuchen...Zwar war diese schon seit wenigen Minuten im Gang. Das hinderte uns (zwei dahergelaufenen Pilger) nicht daran, uns ebenfalls in die fast vollen Bänke zu setzen...Nach der Messe hatte wir so einen Hunger, dass wir uns gleich auf die Suche nach einem Restaurant begaben...Aber nicht nach irgendeinem Restaurant, sondern nach einem, dass die regionale Spezialität "Corico Maragato" anbot...eine üppige "Schlachtplatte" mit allem drum und dran...Speck, Chorizo-Wurst, Schweins"ohren", Fettklössen und sonstigen undefinierbaren Körperteilen eines Schweins...aber das war noch nicht alles...Nach dieser reichlich gefüllten Platte gab es einen Teller mit Kichererbsen und Grünkohl...anschliessend eine Suppe aus dem Fleischsud (so wie das schmeckte!) mit Spaghetti darin...und zum Schluss einen Creme-Dessert mit einem Biscuitkuchen...uffffffffffffff....und dazu genossen wir eine ganze Flasche Rotwein...Alles für sage und schreibe Euro 16.50/P....Wir waren mehr als satt...wenn nicht zu satt...Nun sollten wir mit diesen vollen Bäuchen noch über 20km Wegstrecke hinter uns bringen!!! Lieber hätten wir uns jetzt aber unter einen Baum gelegt und uns wie Max und Moritz von unseren Esseskapaden erholt...Doch der Camino kannte kein Erbarmen. Wir mussten weiter! Unser Tagesziel hiess ja nicht Astorga sondern Rabanal del Camino. So quälten wir uns buchstäblich auf den Pilgerweg zurück. Uns beiden viel das Marschieren nicht nur schwer...es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Qual! Unsere Bäuche waren zum Bersten gespannt und vertrugen kaum die Gürtelschnallen unserer Rucksäcke...Immer wieder musste ich den Bauchgürtel öffnen und mit voller Last auf den Schultern vorwärtsgehen. Die ersten 8-9km kämpften wir uns tapfer über den schönen Weg, den wir jedoch fast nicht wahrnahmen...Unsere Bäuche zogen alle Aufmerksamkeit auf sich...Nie, nie mehr werden wir so viel essen!!! Nach und nach ging es uns besser. Und als wir in Rabanal eintrafen war schon fast alles vergessen...Doch wir waren einstimmig der Meinung an diesem Abend keinen Bissen mehr zu uns zu nehmen! Als wir dann kurz vor 20h in der Herberge "Gaucelmo" eintrafen...teilte man uns mit, dass diese voll sei!....Auch das noch!!! Doch wir fanden in der Herberge "Sra. del Pilar" ein würdigen Ersatz. Wir waren schon etwas erstaunt über die vielen Pilger auf der Strecke! Noch nie kam es vor, dass wir von einer vollen Herberge abziehen mussten. Dennoch genossen wir wenige Minuten später eine weiches Bett, eine warme Dusche und das in relativ angenehmer Umgebung...Leider wieder einmal ein Schlafsaal mit wahrscheinlich gegen 60 Betten...Aber das spielte heute ausnahmsweise eine Nebenrolle!!! Hauptsache eine Plätzchen zum Liegen...

Samstag, 13. Oktober 2007

Leon-Ospital de Orbigo

13. Oktober 2007. Heute morgen kam ich als einer der Letzten aus der Herberge...Aber nicht weil ich verschlafen hätte...Nein, ich musste mich überhaupt nicht beeilen...Ich wollte um 8.30h die Laudes mit anschliessender Eucharistiefeier besuchen und dann nochmals die Kathedrale besichtigen. Nach Plan (meiner Vorstellung) hätte ich so gegen 10h auf den Camino gehen sollen...Sollen!!! Aber es kam anders...wie schon so manche Male auf meiner Reise!!! Pepe, ein gebürtiger Spanier jetzt aber Luzerner, begleitete mich in die Laudes und von da an über den ganzen Tag...Bei einem ersten gemütlichen Kaffee am Marktplatz wussten wir einander schon einiges zu erzählen. Draussen wurden gerade die Marktstände mit frischem Gemüse aufgestellt und es duftete von frischem Brot...irgendwo aus einer Panaderia. Irgendwie mussten wir uns ja die Zeit bis um 8.30h vertreiben...denn wir waren leider etwas zu früh...Mit 5 anderen Personen und etwa 20 Schwestern feierten wir dann die Laudes und einen besinnlichen Gottesdienst. Pepe und ich genossen es...Wir hatten ja viel Zeit! Anschliessend flanierten wir mit unseren Rucksäcken durch die engen Gassen in Richtung Kathedrale...ich wollte ja noch meinen Pilgerstempel für mein Credencial abholen!!! Aber uns wurde der Eingang durch eine Kirchenführung zum Verhängnis...was sich übrigens als ein überaus tolles Verhängnis herausstellte...Gleich bemerkte uns die Führerin als Pilger und da war es dann geschehen...Woher wir sind und wohin wir gehen...Für die spanische Reisegruppe war das natürlich ein praktischer "Anschauungsunterricht"...echte Pilger! Wouw.....Die sehr nette Führerin bat uns ihr und der Gruppe anzuschliessen...was Pepe und ich natürlich mit grosser Freude und Interesse auch machten. Wann kommt man(n) schon zu einer Gratisführung und das erst noch durch eine so sympathische Person. Uns wurden die wunderschönen Kirchenfenster (über 1200m2 Fläche), der Altar und das über 500jährige Chorgestühl ausführlich erklärt. Ein Besuch im angrenzenden Kreuzgang durften wir ebenfalls gratis und franko miterleben...IAber danach kam dann doch noch zum begehrten Pilgerstempel und durfte dann gleich weiter unter der fachkundigen Führung in die San-Isodoro-Kirche. Hier sah ich romanische Freskomalereien, wie ich sie noch nie in meinem Leben gesehen hatte...Ausgesprochen schöne Bilddarstellungen vom heiligen Abendmahl, den 4 Evangelisten, der Verkündigung der Geburt Jesu, Geburt und Kreuzigung Jesu...Das beeindruckenste war jedoch, dass die gesamten Malereien in unrestauriertem Zustand von der Decke strahlten, als wären sie ersten vor wenigen Jahren aufgetragen worden. Die tausendjährige Geschichte beeindruckte mich gewaltig...Es war einfach wunderschön! Kurz nach 12h ging die Führung zu Ende und wir verabschiedeten uns von der charmanten Dame. Es war das tollste Geschenk des heutigen Tages. Nun sollten wir uns aber langsam auf die Socken begeben...dachte ich mir...aber...bereits vor dem Prachtsbau des heutigen Parador-Hotels (5-Sterne)...einer ehemaligen Pilgerherberge kam unsere Pilgeretappe wieder ins Stocken! Halt!! Ein Stempel fûr meinem Pilgerpass!...aber nicht nur...Natürlich mussten wir uns einen der fünf Kreuzgänge zu Auge führen...wo jetzt leider keine Pilger betend und meditierend herumwandeln...sondern "Luxus-Pilger" ihren Luxus in antiken Herbergsmauern geniessen...Nach wenigen Minuten musste ich jedoch die wunderschönen Hallen verlassen, da mir sonst der Geruch von Parfüm und Ledersesseln die Sinne vernebelt hätten...Also blieb Pepe und mir nichts anderes übrig, als dass wir uns auf unseren 30km-Marsch nach Ospital de Orbigo machten...keinen roten Teppisch sondern knallharten Asphalt bekamen wir weitgehend auf der ganzen Strecke zu spüren. Zeitweise rasten die Autos nur wenige Meter an uns vorbei und liessen uns merken, dass wir kleine, wehrlose Pilger waren...Abgekämpft und müde trafen wir kurz vor 19h in der kleinen Herberge mit romantischem Innenhof ein und waren froh über ein bequemes Bett in einem 6-Bett-Zimmer...Das war für uns schon beinahe ein Luxuszimmer nach der letzten Nacht im "MASSEN-LAGER"!!! Wir werden es wohl zu schätzen wissen...

Mansilla de las Mulas-Leon

12. Oktober 2007. Eisige Kälte wehte uns Pilgern heute morgen ins Gesicht...Noch bei Dunkelheit suchten wir wieder nach den gelben Pfeilen, die uns den Weg nach Santiago zeigen sollten. Die Wintermütze tief in über die Ohren gezogen...wärmende Handschuhe an den Händen und mit "kurzen Hosen"...so begab ich mich heute auf die Pilgerpiste...Ich sagte mir, wenn der Kopf und die Finger warm haben, dann hat auch der restliche Körper warm...und so war es dann auch...Trotzdem war ich nicht abgeneigt, als dann gegen 9h die ersten Sonnenstrahlen wärmend auf uns niederschienen. Die heutige Wegstrecke war leider wieder recht eintönig...und nicht sehr pilgerfreundlich! Praktisch die ganzen 28km führten entlang oder auf Asphaltstrassen. Doch ganz soooo schlimm, wie mir vorgängig diverse Leute zu berichten wussten, war es überhaupt nicht...Bereits kurz vor 14h stand ich mitten in der Stadt Leon und schrieb mich als einer der ersten Pilger in die Liste der Herberge ein. Bei den Benediktinerinnen fand ich da eine sehr angenehme Bleibe. Zwar waren wieder gegen 60 Betten oder vielleicht auch mehr in einem Raum...aber ganz alle wurden nicht belegt...Den Nachmittag verbrachte ich weitgehend in der Stadt. Die Kathedrale und die Kirche San Isidorus waren alleine schon die Übernachtung wert. Eigentlich wollte ich ja nicht in der Grossstadt bleiben und eher ausserhalb in einem kleinen Nest übernachten...Aber zwischendurch schadet ja ein wenig Abwechslung auch nicht! Am Abend besuchte ich mit ca. 50 Pilgern (z.T. Gruppenpilgern) die Komplet...Es war vorgängig schon sehr lustig, da wir von einer Ordensschwester in den Ablauf und die Verhaltensregeln eingeführt wurden...Da ich aber bereits vorher als einziger die Vesper besucht hatte...(ohne irgendwelche Erklärungen!) musste ich schon etwas schmunzeln. Um 22.30h war dann endgültig Lichterlöschen angesagt und ich kuschelte mich in meinen herrlich weichen Schlafsack...

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Sahagùn-Mansilla de las Mulas


11. Oktober 2007. Gerade rechtzeitig zur Morgenmesse, trat ich heute Morgen in die Kapelle des Benediktinerinnen-Klosters...und anschliessend wurde ich von der Hospitalière der Pilgerunterkunft zum Frühstück eingeladen...Was für ein Segen...mein Frühstück war heute ziemlich mager ausgefallen...Fruchtsaft, Banane und etwas trockenes Brot...Leider hatte ich gestern angenommen die Klosterherberge sein bereits geschlossen...aber das war falsch, und es wäre die letzte offene Nacht gewesen...Mir wurde die wunderschöne Herberge ausführlich gezeigt und fürs nächste Mal schmackhaft gemacht!!! Natürlich musste ich mir diese Adresse gleich einprägen und notieren. Werde bestimmt auf dem nächsten Trip dort einkehren!!! Anschliessend gelangte ich ERST um 9.45h auf den Camino zurück, was SEHHHHR SPÄT war für einen Morgenpilger wie mich. Doch in diesem Moment zählten andere Werte und ich hatte diese Zeit sehr genossen. Der Weg danach war wiederum sehr anstrengend und kräftezehrend...Fast 20km musste ich auf einem alten Römerweg mit vielen Unebenheiten gehen. Und zudem schien ich der Einzige gewesen zu sein, der diesen Weg gewählt hatte. Der offizielle Pilgerweg führte nämlich entlang einer Asphaltstrasse (Nationalstrasse)...und das war mir eindeutig zuwider...Aus diesem Grund entschied ich mich gestern für die Alternative auf dem Römerweg. Ich denke, es war die bessere Wahl trotz den Mühseligkeiten,...Dafür schenkte mir der Weg wieder viele einzigartige Eindrücke von der Landschaft und der weiten Ebene. Die Fernsicht war zudem hervorragend und hatte wohl gegen 100km betragen...fantastisch!...Aber ich war trotzdem froh in Mansilla um 16.30h ein leeres Bett gefunden zu haben...duschen, liegen, ausruhen...NUR... eine wohlige Massage wäre jetzt das Sahnehäubchen des Tages gewesen...smile! Denn meinen Füssen hatten diese wenigen Kilometer (heute mal NUR 36km) doch einiges zugemutet...auch wenn sie schon über 2100km auf der Sohle haben!!!

Carrion de los Condes-Sahagún


10. Oktober 2007. Die Zeichen wären gut gestanden, dass ich die letzte Nacht in vollen Zügen HÄTTE geniessen können...die Voraussetzungen in einem 2er-Zimmer wären dazu wohl gegeben gewesen...Doch leider blieb es mir vergönnt und ich hatte mehr schlecht als recht geschlafen. Lange konnte ich nicht einschlafen. Einer meiner Weisheitszähne wollte mich am Einschlafen hindern und schmerzte unaufhörlich. Ich kam ganz schön in einen Stress und wollte mir gar nicht vorstellen, wie es bei einem spanischen Zahnarzt sein würde!? Anscheinend muss ich dann doch irgendwann eingeschlafen sein und als ich morgens aufwachte, hatte der Schmerz weitgehend nachgelassen...ufffff noch einmal davongekommen...hoffentlich hält er sich bis nach Santiago in diesem Zustand!!! Um 7.30h begab ich mich bei Dunkelheit und sehr kühlen 6 Grad auf den Camino. Vorbei am grossen Kloster führte mich der Weg entlang einer Asphaltstrasse zunächst etwa 4km in die Pampa hinaus. Irgendwo im Nirgendwo...zweigte der Weg dann auf eine endlos lange und gerade Kiesstrasse - die VIA AQUITANA - eine alte Römerstrasse, die quer durch die Messeta führte. Stunden- und kilometerlang pilgerte ich geradeaus entlang von endlosscheinenden Stoppelfeldern...Hin und wieder pflügten ein paar Bauern....oder besser Grossgrundbesitzer ihre Felder. Etliche Störche hatten ihre Freude daran und liessen sich auf der frischaufgebrochenen Erde nieder und sicherten sich wohl ein paar frische Würmer...Die 38km nach Sahagùn waren daher heute sehr kräftezehrend aber dennoch schön. Die Landschaft strahlte in den schönsten Herbstfarben...es war eine Freude...Bereits um 16h traf ich dann in der kleinen Stadt Sahagún ein. In der ehemaligen Kirche fand ich da eine angenehme und erholsame Herberge. Unter dem einstigen Kirchengewölbe, das zwar nur noch in Bruchstücken vorhanden war, konnte ich in einem einfachen Bett meine müden Beine strecken...Es war eine ganz besondere Atmosphäre...aber Hauptsache war, es genügte um neue Kräfte zu tanken...

Fromista-Carrion de los Condes



9. Oktober 2007. Der herrliche Schlaf von letzter Nacht hatte mir sehr gut getan...zum Glück mit Ohrenstöpsel! Bereits um 6.30h regten sich die ersten Geister in unserem Schlafsaal und da blieb mir, (wie schon öfters!)nichts anderes übrig als auch aufzustehen. Schnell hatte ich meine "sieben Sachen" zusammen und war innert kürzester Zeit startklar...Aber vorerst gab es ja noch ein Frühstück...oder nennen wir es besser - Kurzimbiss!!!...zwei staubtrockene kleine Cakes, einen Fruchtsaft und eine heisse Schokolade...Die Cakes waren grässlich...beim Öffnen der Verpackung zerfielen sie wie Mehl...und was ich in den Mund kriegte, klebte mir überall an den Zähnen wie Zement!!! Hilfe...ich möchte wieder einmal in einen knusprigen Buttergipfel beissen!!! So war dann mein Zeit im Speisesaal auf wenige Minuten beschränkt und ich zog es vor, mich so schnell wie möglich aus dem "Staub" zu machen...in der Hoffnung eine Bäckerei liegt auf dem Weg und lockt mich mit ihrem feinen Brotduft...Leider war dann weit und breit keine Bäckerei auszumachen und ich musste wohl oder übel weiter von fein duftendem Brot träumen. Um 8h folgte ich dann den ersten Pilger durch die Nacht. Doch schon bald verzog sich die Dunkelheit und ein herrlicher Sonnenaufgang wärmte mir den Rücken. Der Camino führte auf der ganzen Strecke entlang einer starkbefahrenen Strasse und war dementsprechend ziemlich langweilig...Dennoch kam ich gut voran und traf bereits um 11h im Kloster bei den Clarissen von Carrion de los Condes ein...gerade zur rechten Zeit...Eine Ordensschwester öffnete gleich die Unterkunft und so konnte ich zusammen mit einem älteren Deutschen ein 2-Bett-Zimmer beziehen...Endlich wieder mal in Ruhe liegen und geniessen...ohne Gedränge und wenig Platz...ähhhh...Wenig Platz? Unsere kleine Bleibe war auf etwa 6-7 m2 beschränkt...aber es genügte! Den Nachmittag genoss ich im wunderschönen Innenhof des Klosters. Mit den übrigen Pilgern lag ich an der Sonne und wir liess es mir gut gehen. Gegen Abend besuchte ich noch das Kloster San Zoilo und den schönen Kreuzgang...In diesem fand ich endlich DIE RUHE, welche ich während den letzten Tagen vergebens gesucht hatte. Ich blieb über eine Stunde im Kreuzgang und liess mich von der Ruhe beflügeln...Danach besuchte ich noch die Abendmesse in der Dorfkirche und schloss damit wiederum einen schönen Pilgertag ab.

Montag, 8. Oktober 2007

Castrojeriz-Fromista



8. Oktober 2007. Pünktlich um 7h ging heute morgen das Licht an...und sanfte Klänge von gregorianischer Musik durchströmte unsere enge 12-Betten-Unterkunft...Alle wollten nun (ganz natürlicher Weise) auf die Toilette oder ans Lavabo...doch...vom einen gab es nur 2 und vom anderen nur 1! Stau in der Herberge!....Gemütlich packte ich vorerst einmal meine wenigen Sachen zusammen und zog mich in aller Ruhe an...Danach konnte ich ohne Probleme meine Morgentoilette erledigen...Anschliessend wurde wir in einem Raum im Obergeschoss gebeten, wo ein "Frühstück" angerichtet war...Äpfel lagen auf dem Tisch...süsse Kekse und Butter...und dazu gab es einen "herzschonenden" Milchkaffee...Heute bestrich ich das erste Mal in meinem Leben süsse Biscuit-Kekse mit Butter...soll so üblich sein in Spanien!!! Nach dem Motto: Hauptsache es macht satt und gibt genügend Energie für den heutigen Tag, genoss ich dieses Frühstück. Um 8h ging es dann auf die nächste Tagesetappe. Der Himmel leuchtete in rosa und gelb und es schien nichts Gutes zu verheissen...Gleich nach dem Dorf stieg der Weg auch wieder auf ein höhergelegenes Plateau an. Von da an war der Weg platter als platt. Die Felder links und rechts schienen sich am Horizont zu verlieren...und kein einziger Baum war in der näheren Umgebung zu sehen. Ich fühlte mich plötzlich in einer anderen Welt. Doch es war überaus angenehm hier zu pilgern. Den Weg konnte man über Kilometer in der Ferne sehen und einzelne Pilger in wirkten wie kleine Ameisen...Das Wetter wurde auch besser als erwartet. Gegen Mittag verzogen sich die letzten Wolken und der Himmel wurde zunehmend klarer. Bereits um 15h traf ich in Fromista ein und bezog eine gut ausgestattete Herberge...

Burgos-Castrojeriz

7. Oktober 2007. Wenn ich heute morgen hätte liegen bleiben können...ich hätte glatt noch ein paar Stunden schlafen können. Ab 3h war so ein Krach auf den Gassen vor meiner Herberge, dass es unmöglich war weiterzuschlafen. Bis um 7h habe ich mich mehr oder weniger hin und her gewälzt...wäre wohl besser vorher aufgestanden und losgezottelt...Um 8h mussten dann alle Pilger die Unterkunft verlassen haben...und das erst noch OHNE Frühstück. Da ich dies jedoch schon vorgängig erfahren hatte, konnte ich gestern einige Kleinigkeit einkaufen. Noch in vollkommener Dunkelheit folgte ich den gelben Pfeilen durch die Innenstadt von Burgos. Vorbei an der Kathedrale ging es vorerst durch die enge Altstadt und kleine Parks. In einem solchen "genoss" ich dann auch mein "Open-Air-Frühstück". Eigentlich hätte ich schon noch eine warme Schokolade dazu gehabt...aber "man(n)" kann ja so früh morgens (und das erst noch einem Sonntag!) nicht sehr wählerisch sein. Während den letzten 60 Tagen hatte ich ja genügend Zeit mich in Bescheidenheit zu üben! So gab ich mich eben mit einem Fruchtjogurt, nicht mehr ganz frischem Brot und einem Multivitaminsaft zufrieden. Fürs Erste sollte das wohl genügen! Nach diesem bescheidenen Sonntagsfrühstück begab ich mich dann (nicht mehr ganz so hungrig) auf den Camino. Anfangs führte er mich über viel Asphalt aus der Stadt heraus. Über kleinere Hügel ging der Weg weiter durch viel Acker- und Weideland. Da und dort war gerade ein Bauer am Stoppelfelder umpflügen und verpasste so der Landschaft ein abwechslungsreiches Muster. Das Wetter war zu Beginn des heutigen Tages sehr angenehm. Hochnebel und ein kühler Wind begleiteten mich durch die karge Landschaft. Gegen Mittag, kurz vor Hontanas (wo die meisten Pilger übernachten...ich aber nicht!) brannte die Sonne auf mich nieder. Kaum zu glauben, dass ich mich auf 800-900m ü. Meer befinde...Das kleine Dorf Hontanas liess ich schnell hinter mir und setzte meinen Fussmarsch fort in Richtung Castrojeriz. Von der Hochebene ging es wieder hinab in ein kleines Tal. Links und Rechts erhoben sich die sanften Hügel der Messeta...und zunehmend spürte ich meine Füsse müder werden...Die letzten Tage waren ja schon etwas ohne Power...täglich nur 20-26km!!! Heute musste ja mit den 41km wieder mal richtig was geleistet werden. So war ich froh, als ich um 16h in Castrojeriz noch das letzte Bett in der Herberge der Jakobsgesellschaft erhielt...Die sehr einfach Unterkunft in dem kleinen Dorf hatte einen speziellen Reiz und vorallem der Feigenbaum im Garten...mit den vielen reifen Früchten!!! Mit einer Mitpilgerin verbrachte ich dann einen ruhigen Abend... Kurzer Streifzug durchs Dorf mit anschliessendem Gutenacht-Trunk in der kleinen Schenke gleich neben der Herberge...Um 22h sollten wir dann bereits wieder in unserem Betten liegen...oder zumindest in der Unterkunft sein...wenn wir nicht vor verschlossener Tür schlafen wollten!

Sonntag, 7. Oktober 2007

Atapuerca-Burgos

6. Oktober 2007. Diese Nacht hatte ich herrlich geschlafen...und es war sooooo ruhig...Um 7.30h frühstückte ich zusammen mit Matthias, Marion und Eberhard ausgiebig und ohne Eile...Wir genossen es richtig! Danach pilgerten wir gegen 9h aus dem kleinen Dorf los um Mittags in Burgos einzutreffen. Der Nebel legte sich schleierartig in die wilde Landschaft. Wie gerne hätte ich da einige Fotos geknipst...aber leider war meine Kamera nicht mehr funktionstauglich...heul..heul...sniff..sniff...Der Camino führte uns über einen kleinen Hügel von wo wir einen ersten Blick auf die Stadt in der Ferne werfen konnten. Alles schien soooooo nah...aber noch lagen über 17km vor uns...kaum zu glauben, wäre es nicht schwarz auf weiss in meinem Pilgerführer zulesen gewesen! Dennoch standen Matthias und ich bereits um 13h vor der Kathedrale. Ein imposanter Bau...einfach fantastisch...Aber vorher lotste er mich vor "DIE" Herberge in der Stadt...keine 100m von der Kathedrale entfernt! und....zu unserer beider Erstaunen erhielt ich den allerletzten Platz nach einer Canadierin...Hatte ich wieder ein Glück! Kurzerhand deponierten wir unser Gepäck und machten uns wieder auf in den Stadtrummel. Es kam mir sehr turbulent und hektisch vor...Bin ich schon zu viel gepilgert und nicht mehr an grosse Menschenmassen gewöhnt??? Da Matthias heute seine Heimreise antrat mussten wir uns noch um ein Busbillet kümmern...Innert kürzester Zeit hatten wir alles erledigt und konnten uns genüsslich an einem sonnigen Plätzchen zu einem Cappuchino niederlassen....dolce far niente!!! War das herrlich...wieder einmal mitten an einem Samstagnachmittag in einem Cafe zu sitzen und die Passanten zu beobachten...Nachdem ich mich dann gegen 16h von Matthias verabschiedet hatte, streifte ich noch etwas alleine durch die Gassen von Burgos. Zum Abendessen ging es wieder einmal "auswärts"...Zusammen mit einigen bekannten Pilgern genoss ich einen ruhigen Abend, der bereits vor 22h in meinem Schlafsack endete...zwangsweise...denn nach 22h wären wir nicht mehr in unsere Herberge hereingekommen...und hätten vor der Tür schlafen müssen...

Samstag, 6. Oktober 2007

Tosantos-Atapuerca

5. Oktober 2007. Wiederum wurden wir früh auf die Reise geschickt...und heute taten es besonders widerwillig...Es begann bei unserem Abmarsch gleich zu regnen...Der Himmel war wieder einmal stark verhangen und zeigte sich von der dunklen Seite. Doch ganz so schlimm kam es dann doch nicht. Bereits eine Stunde später liessen die spärlich auf uns niederfallenden Tropfen nach...und wir konnten unsere Regenkleider wieder in den Rucksäcken verstauen. Der Weg war hingegen nicht gerade seeehr spannend. Auf einer langweiligen breiten Kiesstrasse gelangten wir gegen Mittag in San Juan de Ortega an, wo uns eine schöne Kirche erwartete. Zusammen mit Matthias sang ich wieder ein wenig in der Krypta und genoss die Klänge sehr...nachdem wir in Grañon unsere ersten gemeinsamen Singversuche vornahmen...Nach einer kleinen Kaffeepause ging dann der Weg weiter nach Atapuerca, wo wir in einer neuerstellten Unterkunft eine gemütliche Bleibe fanden. In Ages verunglückte dann leider meine Digitalkamera...in hohem Bogen flog sie durch die Luft auf einen Kiesweg und blieb verletzt liegen...Der Zoom liess sich nicht mehr verstellen...nichts ging mehr und meine Stimmung sank "ein wenig"! Trotzdem konnte ich die restliche Strecke nach Atapuerca sehr geniessen und mich an der schönen Landschaft erfreuen. In Atapuerca angelangt verbrachte ich mit Marion und Eberhard aus Braunschweig einen überaus gemütlichen Spaghetti-Abend bei einer (oder waren es doch drei?) Flaschen Rioja...Der REST bleibt geheim!!!

Grañon-Tosantos


4. Oktober 2007. Ein herrlicher Tag kündigte sich bereits früh morgens an. Die Vögel zwitscherten als wäre es Frühling, und die angenehme Morgenluft strömte durch das Dachfenster meiner Herberge um meine Nase herum. Noch durfte ich ein gemütliches Frühstück am grossen Holztisch einnehmen bevor ich mich wieder auf eine neue, unbekannte Pilgeretappe wagte...Kurz nach 8h war es dann wieder soweit. Zusammen mit Matthias aus Goch zog ich los und war fasziniert vom wunderschönen Sonnenlicht des heutigen Morgens. Gleich mussten wir ein paar Fotos mit unseren Kameras festhalten und konnten uns beinahe nicht davon lösen. Der Weg führte uns wieder über zahlreiche abgeerntete Weizenfelder. Die Hügelkuppen durchzogen die Landschaft in sanften Wölbungen...nur die starkbefahrene Nationalstrasse wollte nicht richtig in die Gegend passen und die rasenden LKW's störten die angenehme Ruhe ebenfalls...Leider mussten wir heute weitgehend neben dieser Strasse hergehen bis wir gegen Mittag im kleinen Belorado eintrafen. In der dortigen Kirche führte die Schweizer Jakobsvereinigung eine kleine Herberge für die vorbeiziehenden Pilger. Natürlich musste ich da auch den obligaten Pilgerstempel abholen...und so erfuhr ich von den zwei anwesenden Hospitalieras einiges Interessantes über den Ort und die Herberge. Leider wollte ich noch weitergehen und erst in Tosantos meinen Etappenstopp einlegen...Die restlichen 3km waren dann aber bald auch bezwungen und wir kamen in einer angenehmen Herberge an. Im kleinen Rahmen von NUR 15 Pilgern durfte ich wiederum einen tollen Abend verbringen. Zum Tagesabschluss feierten wir in der besinnlichen Hauskapelle einen kleinen Gottesdienst. Mein mitgebrachter Weihrauch leistete dabei sehr gute Dienste...und ich durfte zusammen mit den 2 Hospitalieros die Andacht leiten...Leider hatten wir danach nicht mehr viel Zeit zum Beisammensitzen...denn um 22h war bereits Lichterlöschen angesagt...sniff..sniff...

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Najera-Grañon

3. Oktober 2007. Die Nacht im grossen Schlafsaal war nur halb so schlimm, wie ich mir anfänglich vorgestellt hatte...Es war ausserordentlich ruhig...und fast keine Schnarchgeräusche...oder habe ICH vielleicht als einziger geschnarcht??? So habe ich mich heute morgen recht gut gefühlt und bin dann auch nach meinem reichhaltigen Frühstück gleich um 8h losgelaufen. Da ich nun praktisch meinen ganzen Proviant vom Mittag (Schinken, Käse und Brot) bereits zum Frühstück verzehrt hatte, schien mein Rucksack ziemlich leicht! Als ich dann vor die Unterkunft trat schien das Wetter nicht gerade freundlich gestimmt zu sein. Die Wolken hingen seeeehr tief und es hätte mich nicht gewundert, wenn gleich ein heftiger Regenschauer niederprasselte. Aber...Wer hätte das gedacht, ich kam fast 20km weit...ohne meinen Regenponche überzuziehen. Der Weg nach Azofra schien in dieser düsteren Morgen/Regenstimmung sehr trostlos. Es kam mir vor, als pilgere ich durch eine kahle Mondlandschaft. Rote, sehr klebrige Erde prägte den Weg und haftete wie Klebstoff an meinen Sohlen. Teilweise hatte ich das Gefühl auf "Plateauschuhen" zu gehen...Jetzt weiss ich dafür endlich, wie sich Frauen in solchen Schuhen fühlen müssen!!! Nach Azofra kam dann mehr und mehr Nebel auf und zeitweise sah ich kaum 50m. Die Stille und der mich umwehende Nebel verbreitete eine angenehme Stimmung. Irgendwie fühlte ich mich gut aufgehoben. Die Landschaft um mich herum schien mich zu beschützen. Der Weg führte weiter über wohlgeformte liebliche Hügel. Die vielen Weizenfelder am Wegrand mussten noch nicht lange abegemäht worden sein. Teilweise lag noch das Stroh am Boden...oder es türmten sich riesige Strohballenberge auf den Äckern auf...Es war ein schöne Stimmung. Plötzlich stand ich vor einer neuangelegten Golflandschaft (mitten in der Pampa!!!), die noch nicht lange erstellt sein musste. Ringsherum wurde rege gebaut und die Mehrfamilienhäuser und Villen schossen regelrecht aus dem Boden. Hier, in der Region "Rioja alto" wurde wohl für die besserverdienenden Spanier gebaut. Mir kam es vor, als würde eine neue Stadt aus dem Nichts gezaubert. Ich war froh, dass der Weg weiterging und ich bald wieder auf freiem Feld gehen konnte. Bald darauf fing es an zu regnen und ich durfte doch noch meinen Regenponcho aus den Tiefen meines Rucksackes hervornehmen. In strömendem Regen betrat ich dann Sto. Domingo, wo ich erstmal eine Pause einlegte. Der Besuch in der Kathedrale durfte da auf keinen Fall vergessen gehen. Denn da gab es etwas ganz Besonderes zu sehen....Ein Hahn mit seinen Hühnern in einem speziellen Käfig über den Kirchenbänken! Hat man je schon mal so etws gehört gescheige gesehen?!...Der Besuch im Musuem gleich neben der Kathedrale war ebenfalls sehr lohnenswert. Um 13h begab ich mich dann auf meine letzten Kilometer nach Grañon. Dieser Weg war nicht gerade angenehm. Meistens führte der Weg entlang einer stark befahrenen Hauptstrasse (keine Angst auf einem angrenzenden Weg) Und ich war heilfroh nicht auf der Strasse gehen zu müssen. Die Lastwagen führen da wie die Wilden in kaum 3m-Abständen hintereinander her...und nicht gerade in langsamer Geschwindigkeit...Wenn da einer hätte bremsen müssen...gar nicht auszudenken was da passiert wäre! Bereits um 15h erreichte ich meine Wunschherberge in Grañon. Vielfach wurde mir dieser Ort empfohlen...und es hatte sich wirklich sehr gelohnt. Über den Kirchturm gelangte ich in eine gemütliche und wohnliche Herberge mit überaus lieben Leuten. Nach und nach trafen weitere Pilger ein (die Einen kannte ich schon...andere lernte ich neu kennen). Vor dem Abendessen besuchten wir die Messe in der angrenzenden Kirche. Das Abendessen wurde anschliessend gemeinsam an einem grossen Tisch eingenommen. Nach dem mittelgrossen Abwasch (für 15 Personen) kehrten wir nochmals in die Kirche zurück und feierten gemeinsam bei Kerzenlicht einen besinnlichen Tagesabschluss. Jeder konnte dabei in seiner Sprache einen Teil der Fürbitte beitragen...es war sehr schön! Mit Matthias, den ich gestern auf dem Weg kennengelernt und heute hier wieder getroffen hatte stimmte ich am Ende noch ein paar Taize-Lieder an. Mit diesen Klängen verabschiedeten wir uns persönlich vom heutigen Tag, der jeden von uns wieder ein kleines Stück auf unserem Camino weitergebracht hatte. In kleinem und gemütlichen Rahmen genoss ich diesen Abend sehr. Nach einem gemütlichen Glas Wein wurde dann um 22h endgültig das Licht ausgemacht und jeder schlüpfte in seinen weichen Schlafsack...

Dienstag, 2. Oktober 2007

Logroño-Najera

2. Oktober 2007. War ich froh heute morgen wieder auf den Camino gehen zu dürfen. So eine Nacht in einem vollgefüllten Schlafsaal...(40 Personen) ist nicht gerade meine Wunschunterkunft. Der Himmel zeigte sich jedoch etwas trüb und veränderlich. Dennoch war ich einigermassen fit für die nächste Etappe. Der Camino führte mich zunächst durch die verkehrsreiche Innenstadt und dies entlang von starkbefahrenen Strassen. Alles schien in die Stadt zu fahren...ich war jedoch froh aus diesem Getümmel herauszukommen. Am Stadtrand führte der Weg durch einen neuangelegten Park direkt in das Naherholungsgebiet der einheimischen Bevölkerung. An einem kleinen Stausee erwarte mich (und die übrigen zahlreichen Pilger) bereits ein ehemaliger Pilger (Marcellino). Er hatte sich am Wegrand ein kleines Gartenhäuschen installiert und begrüsste jeden Pilger der vorüberging. Dabei gab es natürlich den obligaten Stempel für mein Pilgerbüchlein und einen kleinen Gratisznüni (Apfel und Biscuits). Auf einem Schild stand, dass er kein Geld annehme...ein wirklich guter Engel am Wegrand...wenn ich denke, dass ich gestern für die Besichtigung einer kleinen Rundkirche und den Pilgerstempel einen Euro hätte bezahlen müssen...Die Leute und Gemeinden am Weg werden erfinderisch und versuchen aus jeder Kleinigkeit Profit zu schlagen...Ich finde das etwas schade! Nun aber wieder zurück auf meinen heutigen Weg...Der Weg führte mich praktisch den ganzen Tag durch weitgedehnte Weinberge. Zu meiner Freude hing der Rioja noch in voller Pracht an den Rebstöcken...Zwischendurch musste ich schon die eine oder andere Traube mal ausprobieren...Gegen Ende des heutigen Wegabschnittes hatte ich deswegen ständig klebrige Hände...Wenn nicht von den Trauben, dann von den vielen reifen Feigen am Wegesrand...Trotzdem war ich dann ziemlich froh als ich bereits gegen 16h in Najera eintraf und mich in der Herberge niederlassen durfte...obwohl...ein kleineres Schlafzimmer hätte ich mir zur Abwechslung schon mal gewünscht...mit über 90 Pilgern in einem Raum??!!! Das ist ja sogar das Doppelte von gestern...oh je...das kann ja heiter werden!!!

Montag, 1. Oktober 2007

Los Arcos-Logroño


1. Oktober 2007. Die Nacht in der österreichischen Unterkunft war recht Erholsam und angenehm. Gemeinsam mit zahlreichen "deutschsprachigen" Pilgern genossen Robert und ich noch das Frühstück bevor wir uns wieder auf unsere Wege begaben. Wir tauschten noch unsere Eckdaten aus und verabschiedeten uns gegen 8h...und jeder ging wieder seinen eigenen Camino...Es ist einfach toll, wie man auf dem Pilgerweg Kontakte knüpfen kann...Jedes Mal ist es ein riesiges Erlebnis! Noch schöner sind jedoch die unerwarteten Wiedersehen...so wie heute Morgen, als mich Charles aus dem Elsass nach 6 Tagen mit Erstaunen wieder erblickte. "Was, du schon hier???" Die heutige Etappe nach Logroño ging durch ziemlich trockenes Gebiet mit viel Rebbergen...und hin- und wieder gab es da ein paar Trauben zwischen die Zähne!!! mmmmhmmmm süss... Als mir dann plötzlich Charles auf dem Weg durch lautes Zurufen zuwinkte, musste ich gleich wieder schmunzeln...Er war es dann auch, der mich auf die zahlreichen Mandelbäume aufmerksam machte...und vorallem auf die vielen vielen Mandeln, die da in den Bäumen hingen...sofort stoppten wir und füllten unsere Hosen und Plastiksäcke...psssssssst....nicht weitersagen!!! Mein Rucksack ist wohl schon wieder ein Kilo schwerer...heul..heul...selber Schuld...und so stand der heutige Tag wohl wieder im Zeichen der "Sammelleidenschaften eines Pilgers". Bereits um 13h erreichte ich Viana...eine kleine enggebaute Stadt auf einem Hügel...Doch ist es noch zu früh um schon in eine Herberge zu gehen?! Kurzerhand entschloss ich mich, doch noch etwas weiter zu gehen um im 10km entfernten Logroño (Hauptort des Rioja) zu übernachten. Kurz vor der Stadt wollte mich aber noch das Wetter zum Narren halten. Plötzlich fing es zu regnen an und wie der Blitz stülpte ich meinen Poncho über...Kaum angezogen war der ganze Spuk wieder vorbei...am Stadteingang...wo seit Jahren eine alte Frau die Pilger begrüsst und sie aufnotiert, verstaute ich meinen Poncho wieder...hätte ihn aber 10 Minuten später wieder auspacken können...Jetzt hatte ich aber genug und zog es vor den kurzen Schauer unter einem Baum auszuharren...und ich hatte richtig getippt...keine 5 Minuten später war es wieder vorbei und ich kam trockenen Fusses in die Pilgerunterkunft mitten in der Stadt...

Puente la Reina-Los Arcos



30. September 2007. Zu viert machten wir uns heute morgen auf die Suche nach einer offenen Kaffeebar...oh je...noch immer schien sich die halbe Stadt auf den Strassen rumzutreiben...sind die denn nicht müde? Doch bei genauerem Hinsehen konnte man den einen oder anderen Unterschied schon erkennen...torkelde Jungs...in hohen Absätzen schlurfende Frauen...Das Fest hatte schon beim Einen oder Anderen seine Spuren hinterlassen. Zwar war unsere Suche nach dem Cafe schon recht bald erfolgreich...nur bei den Sitzplätzen mussten wir uns etwas in Geduld üben...Es herrschte bereits um 7.30h ein Gedränge...so etwas habe ich noch nie erlebt...Aber wie gesagt...die Meisten waren noch überhaupt nicht im Bett!!! Dennoch kamen wir zu unseren Kaffees, Schokoladen und den allerbesten Buttergipfeln, die ich je gegessen hatte. Um 9h starteten wir dann unsere nächste Etappe nach...??? Die drei Schweizer entschieden sich in Villamajor Halt zu machen...Ich jedoch, wollte mich noch nicht festlegen. Denn eigentlich wollte ich lieber noch 12km weitergehen und in Los Arcos in der Österreicherherberge übernachten. Diese hatte nämlich einen hervorragenden Ruf...So verabschiedete ich mich vorsorglich mal von den Dreien und ging meines Weges. Etwa 7km vor Estella radelte ein flinker Biker an mir vorbei...eine kleine unscheinbare Münchener Fahne am Rucksack angesteckt...und da konnte ich eine kurze Bemerkung "a a Bayer!!!" nicht verkneiffen. Prompt bremste der "Bayer" ab und drehte sich mit einem Lächeln um...und ein "Jo" kam sofort aus dem Rohr geschossen zurück. Und von da an ging ein radelnder Bayer neben einem wandernden Schweizer...Wir unterhielten uns blendend, als würden wir uns schon seit je her kennen. Robert (so hiess/heisst der Bzyer) war heute morgen in Pamplona gestartet und möchte in zwei Wochen bis nach Santiago "strampeln". Leider hatte er bereits zu Beginn eine kleine "Zusatzschlaufe" in Pamplona gedreht...die nicht nötig gewesen wäre...Doch er hält sich ganz stramm!!! Ich, langsam Hunger im Bauch und etwas müde Füsse...wollte bei der nächsten Gelegenheit eine kleine Pause einlegen. Robert, entschied spontan sich mir anzuschliessen und sich ebenfalls eine Erholungszeit zu gönnen. So verbrachten wir etwa eine stündige Pause in einem kleinen Dorf vor Estella. Um 14.45h schwang er sich wieder auf sein Bike und ich liess meine Füsse wieder arbeiten...Wir verabredeten uns in Los Arcos, da wir beide vorgängig die gleiche Unterkunft gewählt hatten...Ich bat Robert, mir doch schon ein Bett voranzumelden...was dann auch gut war!!! Was ich zum Zeitpunkt unseres Aufbruchs noch nicht wusste war, dass ich noch gegen 24km zu laufen hatte...oh je!!! Gemütlich marschierte ich auf dem Camino...bis ich um 16.30h feststellen musste, dass noch immer 12,5km vor mir lagen...Von Villamajor ging es zwar nur noch abwärts und eben aus...aber dennoch steigerte ich mein Schritttempo ein wenig...und so traf ich bereits um 18.25h in Los Arcos ein...Zum meinem und anderer Erstaunen wurde mir vorgerechnet, dass ich etwas über 50km marschiert sein musste...halleluja...und ich spürte es gar nicht!!! Das beängstigt schon beinahe...Stopp, Halt...Runterfahren....Morgen wird eine Kurzeetappe eingelegt....

Pamplona-Puente la Reina


29. September 2007. Bereits um 7.30h wurden wir Pilger heute morgen wieder mit allzuhellem Licht geweckt...An allen Ecken und Enden begann es sofort zu rascheln und zu knistern. Diverse Rucksäcke wurden wieder eingepackt und startbereit gemacht. Ich liess mir etwas Zeit bis der erste Sturm im kleinen Bad vorüber war. Dann aber ging es wie immer sehr schnell. Nach so langer Zeit...sind meine "wenigen Habseligkeiten" schnell in meinem 45 Liter-Rucksack verstaut. Um 8h begab ich mich dann mit Margreth auf die ausserordentlich mühsame Suche nach einem kleinen Cafe...Samstag inzwischen 8.30h und kein Cafe hat offen...heul heul...Kurz nach 9h wurden wir dann doch noch fündig und genossen, zwar keinen Kaffee aber eine leckere heisse Schokolade...Da Margreth noch einige ihrer Sachen auf die Post bringen musste, trennten sich gegen 10h unsere Wege. Wir verabschiedeten uns in der Hoffnung einander irgendwo später auf dem Camino wieder zu treffen. So machte ich mich wiederum alleine auf den Weg. Aber schon bald traf ich auf andere Pilger und wie meistens tauschte man beim Vorübergehen einige Worte aus. In der ersten halben Stunde musste ich von italienisch über französisch und englisch...sogar noch spanisch reden...oh je...in einem kleinen Früchte und Gemüseladen versuchten mir zwei ganz liebe Verkäuferinnen (Mutter und Tochter) mir meine ersten Schritte in Catalan beizubringen...gut hat da niemand mitgehört...es war ziemlich lustig aber gelernt habe ich trotzdem etwas...auch wenn es nicht viel war...Beschwingt von meinen neuen Sprachkenntnissen ging ich dann weiter auf meinem Weg in Richtung Puente la Reina. Kurz vor der Abzweigung (kleiner Umweg) nach Eunate traf ich auf drei Schweizer. Brigitte aus Rapperswil (gestartet am 25.7.) und auf ihre Freunde Uschi und Kurt, die in Pamplona dazugestossen waren. Wir tauschten ein paar Worte und verabredeten uns auf später in Puente la Reina. Denn ich wollte die Kirche von Eunate auf keinen Fall auslassen und deswegen einen kleinen Umweg von 3km in Kauf. Es hatte sich wie immer sehr gelohnt...Fast keine Pilger und ein Ort, der mich zum träumen verleitete. Nach ein paar Fotosknipsern...und solche mit Selbstauslöser...ich bin langsam Meister darin...grins...machte ich mich dann auf die restlichen 6km nach Puente la Reina abzuspulen. Brigitte, Uschi und Kurt erwarteten mich bereits in der Unterkunft des Priesterseminars. Nach der obligaten Dusche...und der fast noch wichtigeren "Handwäsche" von Socken und Leibchen...beschlossen wir zusammen in der kleinen Stadt essen zu gehen. Oh je! Die ganze Stadt schien auf den Gassen zu sein...Was war denn da los? Stiertreiben durch die engen Gassen...war das ein Gaudi...vorallen den "mutigen" Spaniern zuzuschauen, wie sie beim Daherrennen der Stiere die hohen Gitterzäune hochsprangen oder hindurchschlüpften...obwohl diese kleinen Jungstiere so verwirrt waren, dass sie wohl niemanden etwas getan hätten...Wir amüsierten uns auf jedenfall herrlich. Das Essen in einer kleinen fast zum Bersten gefüllten Bar war wie immer super und seeeeehr günstig! Gegen 22h mussten wir uns beinahe beeilen in unsere Unterkunft zurück zu kommen um nicht ausgesperrt zu werden...Aber alles ging glatt und wir kamen sicher in unseren kleinen 6er-Zimmern an, wo bereits unsere ausgerollten Schlafsäcke treu auf uns warteten...